Visual Comedy

 

Visueller Humor gehört heute nicht der Vergangenheit an, auch wenn Schwarz-Weiß-Stummfilmen nicht mehr populär sind.Im Grunde ist Visueller Humor auch heute überall zu finden. Das spontane Lachen kommt vielmehr von den visuellen Witzen als von den verbalen, wie die Werbung zeigt. Der Körper ist für die Arbeit mit visueller Komik das zentrale Ausdrucksmittel, sein Werkzeug. Jeder Teil des Körpers hat die Fähigkeit, komisch zu sein. Der moderne Zuschauer ist heute schon so verwöhnt, dass er über groteske Kostüme alleine nicht mehr lachen kann. Der Grad der Übertreibung muss exakt getroffen werden. Der visuelle Komiker wird sein Publikum nur dann erreichen, wenn er komisch spielt. Aber was ist komisch?

3 Prinzipien visueller Komik:

1. Ein Objekt kann komisch wirken, wenn es sich auf unerwartete Weise verhält.
2. Ein Objekt kann komisch wirken, wenn es sich auf einem unerwarteten Platz befindet.
3. Ein Objekt kann komisch wirken, wenn es die falsche Größe hat. – Der Witz ist das Unerwartete.

Werden alle drei Prinzipien gleichzeitig genutzt, muss dies nicht unbedingt dreifach komisch wirken, es kann übertrieben sein.

Methoden:

1. Slapstik und Gewalt

Der Komiker muss in der Situation, in der er Gewalt verwendet, besonders nach Glaubwürdigkeit streben. Der überzeugenden Darstellung von Gewalt darf kein wirklicher Schmerz folgen. Der einfachste Weg, Schmerz in Scherz zu verwandeln, ist die Verwendung von Übertreibungen. Die Alternative von Gewalt ist die Untertreibung. Auftauchen und Verschwinden sind wichtige Elemente der Slapstik.

2. Illusion und Surrealismus (Absurd)

Viele visuelle Witze basieren darauf, dass Personen unerwartet auftauchen oder verschwinden. Die Komik hat ihre Wurzel in der Angst. Dinge über die wir lachen, sind in anderen Situationen furchteinflößend. Man kann sagen, dass jeder der unterschiedlichen Methoden visueller Komik nur auf Eines abzielen: den Leuten ihre menschliche Würde zu rauben.

3. Imitation und Parodie

Eine Person, die eine andere Person imitiert, wirkt komisch. Allein die Frechheit es zu tun provoziert Lachen. Übertreibung der Imitation nennt sich Parodie. Parodie über die Macht (z. B. einer Person) wird zur Satire. Ein Komiker kann nur Erfolg haben, wenn er der Fähigkeit hat, eine komische Figur zu kreieren. Charlie Chaplin sagte: „In der Komik geht nichts über die Figur“. Das bedeutet auf der visuellen Ebene, dass der Komiker seinen Körper und seine Körpersprache beherrscht.

4. Mimik und Gestik

Durch seine Körpersprache kann der Komiker Vertraulichkeit und sogar Eleganz in der sonst hektischen Welt des visuellen Humors etablieren. Manchmal macht eher die Persönlichkeit die Komik aus, weniger die Idee des Gags. Es geht nicht darum, komische Sachen zu tun, sondern darum, etwas ganz normales auf eine komische Art zu tun.

5. Witz und Haltung

Alter Witz à Neue Haltung à neuer Witz.

Beispiel 1: Die geistlose Einsteilung, Komik der Dummheit.
Merkmal ist Begriffsstutzigkeit. Das Publikum begreift, was vor sich geht, der Komiker nicht.
Beispiel 2: Die aggressive Einstellung:
Merkmal ist ein Mangel an Rücksicht gegenüber anderen.
Beispiel 3: Die rohe Einstellung, die Komik des Vulgären.
Merkmal: Überschreitung der Grenze von Sitte und Anstand.

Welche komische Haltung ist nun die beste? Man findet selbst die am besten, mit der man sich am besten identifizieren kann.

6. Die Figur

Der Komiker, der mit seinem Körper arbeitet, ist ein fremdartiges Wesen. Er kommt von der anderen Seite des Spiegels, er ist wie wir aber anders. Während der Komiker mit Wortwitz oft klüger, schneller und schärfer als seine Umwelt ist, hat der physische Komiker gewöhnlich eine Qualität der Unschuld, so, als wäre er gestern erst geboren. Der Komiker ist ein Erwachsener, hat aber den geistigen und emotionellen Horizont eines Kleinkindes. Die kindliche Naivität einer Figur kommt zu allererst durch Schwierigkeiten im Umgang mit Gegenständen zum Ausdruck. Sie trägt Kämpfe mit ihr aus und bekommen manchmal ein Eigenleben, Objekte werden beseelt. Manchmal sind es komplizierte Maschinen, manchmal aber auch ganz einfache häusliche Gegenstände (Seife). In der Auseinandersetzung mit den Gegenständen muss der Komiker Fehler machen, die ständige Gefahr eines Unglücks wirkt komisch. Eine komische Figur ist ungeschickt und albern, andererseits aber auch unwahrscheinlich beharrlich. Sie macht auch da noch weiter, wo ein normaler Mensch schon längst aufgegeben hätte. Die komische Figur hält sich nicht an Konventionen, sie hat auch wenig Achtung vor Moral und Legalität. Rücksicht gegenüber anderen ist ihr auch fremd. Sie tut hemmungslos das, was wir uns im normalen Leben nicht leisten können.

Beispiel Gast und Kellner: Kellner sind im Allgemeinen höflich, arbeiten hart, und kennen sich aus. Werden die Rollen nun getauscht, kann der Kellner nicht mehr viel falsch machen, wenn er sich rüde, faul und nutzlos ist.

Eine komische Figur erregt überall Ärger und stiftet Verwirrung. Sie verspottet Autorität, Höflichkeit und Taktgefühl. Der körperlich arbeitende Komiker ist dem verbalen unterlegen, wenn es um Geistesblitze geht. Visuelle Komik ist in dieser Hinsicht sicher nicht anspruchsvoll. Aber das heißt auch, dass sie jeder verstehen kann.

Beispiel Sexuelle Beziehungen für Komiker:

  1. Die romantische Figur: Dem Gefühlsleben zufolge hat er die Reife eines pubertären Jugendlichen. Er wird schnell peinlich weil seine Anstrengungen gut zu wirken, kümmerlich verenden.
  2. Die direkte Methode, der Komiker ignoriert alle Regeln des guten Benehmens und handelt frei nach seinen spontanen Gelüsten.
  3. Die mädchenhafte Methode, eine Grundlage ist dabei der Rollentausch der Geschlechter. Die Frau wird zur sexuellen Aggressorin, der Mann ist ein kleines Kind, das nur wie ein Erwachsener gekleidet ist.

Eine komische Figur steht immer außerhalb des Gesetzes, sie bricht alle Gesetze, ist aber dadurch das ewige Opfer und Ziel von Angriffen. Eine komische Figur ist aber unzerstörbar.

Derzeit sind Workshops auf Anfrage buchbar.

Comments are closed.